OII Europa, Internationale Vereinigung Inter*(geschlechtlicher) Menschen Europa, wurde am Tag der Menschenrechte während des zweiten Internationalen Intersex Forums in Stockholm gegründet. Dazugehörige Pressemitteilung finden Sie folgend.
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Dienstag, 12. Dezember 2012
Stockholm
Allererster europäischer Inter* Dachverband gegründet. OII Europa beginnt mit der Arbeit für die Menschenrechte von Inter*.
OII Europa, Europas erster Dachverband von Inter*Vereinigungen wurde am Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember 2012, während des zweiten Internationalen Intersex Forums in Stockholm gegründet. Dies ist ein bedeutender Tag für die Europäische Inter*Bewegung und für das weitere Engagement zur Anerkennung der Menschenrechte für Inter* in ganz Europa.
Überall in Europa sind Inter* unmenschlichen und erniedrigenden chirurgischen, hormonellen und weiteren Eingriffen unterworfen, ohne Einwilligung. Dies erfolgt im Ermessen der Ärzte und außerhalb gesetzlicher Regelungen. Die “Normalisierung” der Genitalien und der Körper geschehen, damit Inter* in das binäre Geschlechterprinzip von Männern und Frauen passen, unabhängig von den Bedürfnissen und Wünschen der behandelten Person. Die Pathologisierung von Inter* führt zu schweren Menschenrechtsverletzungen und misshandelt die körperliche Unversehrtheit und persönliche Würde.
OII Europa ist ein autonomer Teil der OII World (Organisation Intersex International World), die im Jahr 2002 gegründet und seither mittels ihrer nationalen Gruppen in jeder Region der Welt aktiv ist. OII World hat nationale Vereinigungen in mehr als 27 Ländern und arbeitet in mehr als 15 Sprachen.
OII Europa setzt sich aus den nationalen europäischen OII Vereinigungen zusammen, die seit 2002 an der Beendigung der Diskriminierung von Inter* arbeiten und sich für die Wahrung der körperlichen Unversehrtheit und Selbstbestimmung einsetzen.
OII Europa unterstützt nachhaltig die Charta der Rechte, die von den Aktivist_innen auf dem zweiten Internationalen Intersex Forum 2012 in Stockholm formuliert wurde, bei dem 33 Inter*-Organisationen und unterstützende Institutionen aller Kontinente vertreten waren. Die Charta beinhaltet:
- Beendigung der verstümmelnden und “normalisierenden” Eingriffe wie Genitaloperationen, psychologischer und anderer medizinischer Behandlungen sowie der Praxis der Kindstötung und selektive Abtreibung (aufgrund von Intergeschlechtlichkeit).
- Die Gewährleistung der persönlichen, freien, vorherig und vollständig informierten Einwilligung des_der Betroffenen als verpflichtende Voraussetzung aller medizinischen Verfahren und Behandlungsrichtlinien.
- Schaffung und Förderung von unterstützenden, sicheren und würdigen Orten für Inter*, ihre Familien und in ihrem Umfeld.
- Angesichts der Gewährleistung der körperlichen Unversehrtheit und Gesundheit des intergeschlechtlichen Kindes müssen psycho-soziale Unterstützung und nicht-pathologisierende Peer-Beratung für Eltern und/oder Erziehungsberechtigte und engsten Angehörigen bereitgestellt sein, und operative und andere medizinische Behandlungen dürfen allein für lebensrettende Maßnahmen angewandt werden.
- Die Bereitstellung aller Menschenrechte und Bürgerrechte für intergeschlechtliche Menschen.
- Zugang zu den eigenen medizinischen und allen weiteren Unterlagen, und die Zuerkennung des Rechts der Inter*-Person auf Wahrheit.
- Die Anerkennung und Entschädigung für in der Vergangenheit zugefügtem Leid und Ungerechtigkeit.
OII Europa wird sich für die Achtung der Menschenrechte von Inter* auf europäischer als auch auf nationaler Ebene einsetzen und hierzu insbesondere mit Regierungen, Menschenrechtsorganisationen, Kommissionen und der weiteren LSBTI-Aktivisten-Bewegung in Dialog treten. OII Europa wird Informationen und Schulungen zu anderen Nichtregierungsorganisationen und Behörden anbieten.
Die Webseite der OII Europa ist zu finden unter http://www.oiieurope.org
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